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Policy Brief (EN>DE): The social dimension of culture / Die soziale Dimension im Kultursektor

How cultural initiatives and CCIs can impact social policies on the ground / Wie kulturelle Initiativen und die Kultur- und Kreativwirtschaft zur Gestaltung der Sozialpolitik in der Praxis beitragen können

Policy brief by Erik Gløersen for the Interreg Europe Policy Learning Platform (February 2024). Translation from English to German by Magdalena Kühne. Source text available here, page 17.

Policy recommendations

Source Text (EN)

Positive effects of CCI promotion and cultural initiatives on social cohesion can be enhanced by optimising the design of existing policies in European localities and regions, and capitalising on synergies between them.

This first implies that the notion of CCI is reframed. CCIs are currently mainly targeted as part of growth and economic development strategies. However, as illustrated by multiple Interreg Europe good practices, they also promote social integration and cohesion and generate employment opportunities that can help integrate specific segments of the population in the labour market (e.g. youth, with the example of FoodBiz or the Open Design School from the projects Cult-create and Ecoc-SME). CCI activities are seldom purely defined as “profit generating creative activities”, but to different extents involve elements of e.g. “high art”, “daily cultural practices”, “craftmanship”. This is a starting point for identifying potential social cohesion benefits that can be achieved when promoting them.

Second, we have described sources of funding for cultural initiatives targeting social integration (through the Creative Europe Programme and the EIT Culture & Creativity Initiative), and for balanced regional development targeting culture (as part of Cohesion Policy, the Recovery and Resilience Fund). Strategicapproaches to combining sources of funding can help to optimise overall effects. Their complementarities can be better identified, and synergies between initiatives can be optimised.

Third, a convergence of governance approaches can be identified. Cohesion Policy promotes community-led, participative approaches to local and regional development. In the current programming period, Policy Objective 5 “Europe Closer to Citizen” focuses specifically on integrated territorial approaches. Territorial identities and culture can play an important role in these processes, bringing actors closer and strengthening links between them. The Faro Convention’s notion of ‘heritage communities’, and the methods and tools it has inspired, could be instrumental in promoting these integrated territorial approaches, such as in the case of the Maritime Museum of Mallorca (project CHERISH). Similarly, the Port Santo Charter’s notions of Cultural Democracy and Cultural Citizenship provide frameworks for socially inclusive cultural policies. Envisaging culture as a platform for integrated territorial development broadens its significance for balanced and sustainable economic and social development.

 Fourth, rapid advances of digitalisation in the field of culture offer potentially useful policy levers, and are associated to a certain number of threats. Digital solutions occupy a prominent place in CCI promotion activities and other cultural policy initiatives. While they generate major growth and economic development perspectives, associated societal challenges are also well identified. The Porto Santo Charter’s principles of cultural democracy and cultural citizenship, including digital cultural citizenship, provide possible frameworks for the design of local and regional digital transitions in the cultural field. This inter alia implies a focus on digital solutions designed to empower inhabitants through knowledge and education, valuing diverse cultural identities and practices, and contributing to make heritage more accessible, as it is the case for the Astra Museum in Romania (project CHERISH). It also implies inclusive and participative governance frameworks for digital transitions in culture – see the Digital Twin Experience in Italy (project CD-ETA).

Handlungsempfehlungen

Target Text (DE)

Die positiven Effekte der Förderung von Kultur- und Kreativwirtschaft sowie kulturellen Initiativen zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts ließen sich durch eine Optimierung bestehender Politiken in europäischen Kommunen und Regionen sowie durch die gezielte Nutzung wechselseitiger Synergien weiter steigern.

Dafür bedarf es zunächst einer Neudefinition des Konzepts der Kultur- und Kreativwirtschaft. Aktuell werden die Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft primär im Kontext von Wachstums- und Wirtschaftsentwicklungsstrategien adressiert. Wie jedoch mehrere Interreg-Europe good practices zeigen, fördern sie auch die soziale Integration und schaffen Beschäftigungsmöglichkeiten, die den Zugang zum Arbeitsmarkt für bestimmte Bevölkerungsgruppen erleichtern können (zum Beispiel Jugendlichen, wie FoodBiz oder die Open Design School aus den Projekten Cult-CREATE und Ecoc-SME zeigen). Aktivitäten der Kultur- und Kreativwirtschaft werden selten ausschließlich als ‚gewinnbringende kreative Tätigkeiten‘ definiert, sondern umfassen in unterschiedlichem Maße Elemente wie ‚hohe Kunst‘, ‚Alltagspraktiken‘ oder ‚Handwerkskunst‘. Das bietet einen Ansatzpunkt, um die Potenziale der Kultur- und Kreativwirtschaft für die Förderung des sozialen Zusammenhalts sichtbar zu machen.

Zweitens haben wir Finanzierungsquellen für kulturelle Initiativen identifiziert, die auf soziale Integration abzielen – etwa über das Programm ‚Kreatives Europa‘ und die EIT (European Institute of Innovation and Technology) Kultur- und Kreativitätsinitiative – sowie eine ausgewogene regionale Kulturentwicklung fördern, beispielsweise im Rahmen der Kohäsionspolitik und des Aufbau- und Resilienzfonds. Die Entwicklung strategischer Ansätze zur Kofinanzierung kann dazu beitragen, die Gesamteffekte zu optimieren. Komplementäre Stärken ließen sich besser erkennen und Synergien zwischen Initiativen gezielter nutzen.

Drittens zeigt sich eine Harmonisierung von Governance-Ansätzen. Die Kohäsionspolitik fördert gemeinschaftsgeleitete und partizipative Ansätze für die lokale und regionale Entwicklung. Im aktuellen Programmplanungszeitraum richtet sich das politische Ziel 5 ‚Ein bürgernäheres Europa‘ gezielt auf integrierte territoriale Ansätze. Territoriale Identitäten und kulturelle Aspekte können in diesen Prozessen eine zentrale Rolle spielen, indem sie Akteure einander näherbringen und die Verbindungen zwischen ihnen nachhaltig stärken. Das durch die Faro Konvention geprägte Konzept der ‚Heritage Communities‘ (Kulturerbe-Gemeinschaften) sowie die daraus abgeleiteten Methoden und Instrumente könnten die Förderung integrierter territorialer Ansätze unterstützen, wie am Beispiel des Schifffahrtsmuseums von Mallorca (Projekt CHERISH) deutlich wird. Ähnlich bieten die Konzepte der Porto-Santo-Charta zu ‚Kultureller Demokratie‘ und ‚Kultureller Bürgerschaft‘ wichtige Rahmenbedingungen für eine sozial inklusive Kulturpolitik. Die Betrachtung von Kultur als Plattform für eine integrierte territoriale Entwicklung unterstreicht ihre Bedeutung für eine ausgewogene und nachhaltige wirtschaftliche sowie soziale Entwicklung.

Viertens bieten die rasanten Fortschritte der Digitalisierung neue politische Handlungsmöglichkeiten im Kulturbereich, bringen aber zugleich eine Reihe von Risiken mit sich. Digitale Lösungen spielen in Programmen zur Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie in anderen kulturpolitischen Initiativen eine zentrale Rolle. Während sie erhebliche Wachstums- und Wirtschaftsentwicklungsperspektiven bieten, werden zugleich die damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen deutlich. Die Grundsätze der Porto Santo Charta zu kultureller Demokratie und kultureller Bürgerschaft, einschließlich der digitalen kulturellen Bürgerschaft, liefern potenzielle Rahmenbedingungen für die Gestaltung des digitalen Wandels im Kulturbereich auf lokaler und regionaler Ebene. Dies setzt voraus, dass digitale Lösungen darauf ausgerichtet sind, die Bevölkerung durch Wissen und Bildung zu stärken, unterschiedliche kulturelle Identitäten und Praktiken aufzuwerten und das Kulturerbe zugänglicher zu machen, wie das Beispiel des Astra-Museums in Rumänien im Rahmen des Projekts CHERISH zeigt. Es beinhaltet zudem inklusive und partizipative Governance-Rahmenbedingungen für den digitalen Wandel im Kulturbereich – siehe das Beispiel der Digital Twin Experience in Italien (Projekt CD-ETA).